Danke, Dagmar Schönleber

Ich glaube, ich bin endlich dahinter gekommen, warum mir die Arbeit am Heinrich Töpfer vergleichsweise vergnüglich von der Hand ging, während es bei Zerfall, meinem aktuellen Projekt, immer wieder stockt: Es ist die Abwesenheit von Komik. Nun ist Zerfall natürlich auch ein viel ernsterer Stoff, schließlich geht es um ein endzeitliches Inferno, und wie bei jedem anständigen Inferno wird auch ordentlich gestorben, aber ein Schuss Spaß hat schließlich auch weder dem Terminator noch Independence Day geschadet, oder? Mit zu den größten Fehlern, die man bei einem Thriller machen kann, ist, sich selbst und die Geschichte zu ernst zu nehmen, egal, wie viel Tote es dabei gibt. Schließlich soll ein Buch unterhalten und nicht deprimieren.

Abwesenheit von Komik ist allerdings auch nicht ganz der richtige Ausdruck, denn klar gibt es auch schon jetzt eine Menge Gags und Wortwitz in Zerfall, wer mich kennt, den wird das nicht groß überraschen. Was, glaube ich, fehlt, ist der Touch des Schrägen bei den Figuren, ihr lustvoller Umgang mit der Situation, so ausweglos sie auch zu sein scheint. Ich werde damit mal ein bisschen experimentieren, das dürfte helfen, mich wieder auf Trab zu bringen. Insbesondere meiner Hauptfigur steht ein gewisser Hang zu morbiden Gedankengängen und schwarzem Humor bestimmt ganz gut zu Gesicht.

Dagmar Schönleber

Dieses Licht ist mir übrigens beim Besuch der Lesebühnenshow Rock ’n‘ read im Theater Klüngelpütz am vergangenen Freitag aufgegangen. Es war eine launige Kurzgeschichte von Dagmar Schönleber, die mir, denke ich, nun den richtigen Weg weist. Naja, wobei die Erleuchtung nicht direkt am Freitag kam, als ich die Geschichte hörte, sondern erst heute, während ich darüber nachdenke. Hat ja niemand behauptet, Schriftstellerei habe irgendwas mit Spontanität zu tun. Danke, Dagmar Schönleber!

Ich glaube, ich mach mich dann mal wieder ans Werk.


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