Die Leipziger Buchemesse 2018 (15. – 18.03.2018) ist Geschichte. Jetzt, wo ich dies am Messesonntag während meiner Heimreise im Zug niederschreibe (begonnen um 17.45 Uhr), begeben sich allmählich auch die letzten Unentwegten zu den Ausgängen und sagen Goodbye. In der Timeline häufen sich die Tweets von lieben Büchermenschen, die traurig sind, dass die Messe schon weider vorbei ist, und dass sie sich jetzt von all den Büchern, von den liebevoll gestalteten Ständen, den Bühnen, dem Gewühl in den Gängen, von Vorträgen, Gesprächen, Lesungen und Präsentationen verabschieden und wieder nach Hause in den Alltag zurückkehren müssen. Und auch von neu gefundenen oder wiedergetroffenen Freundinnen, Freunden und Gleichgesinnten.
Für mich war gestern schon der letzte Messetag, denn obwohl ich am heutigen Sonntag noch in Leipzig war, musste ich den Tag leider der Heimreise widmen. Leipzig ist in den letzten Tagen komplett eingeschneit, gestern war der Hauptbahnhof zeitweise geschlossen. Sicherheitshalber habe ich mich daher schon heute Mittag auf den Weg quer durch die Republik heim nach Köln gemacht. Und auch mir ist das Herz schwer.
Neben dem Besuch der Messehallen und einiger Lesungen im Rahmenprogramm „Leipzig liest“ habe ich gestern erstmalig die Leipziger Autorenrunde besucht (#lar18), eine ganztägige Autorenkonferenz am Messesamstag im Kongresszentrum der Leipziger Messe. In insgesamt 54 Tischrunden, von denen man sich sechs aussucht, werden alle möglichen Themen rund um die Schriftstellerei vorgestellt, ausgeleuchtet und diskutiert. Dazwischen und danach besteht Gelegenheit zum Austausch mit Gleichgesinnten.
Über die Autorenrunde, ihre Themen und Referentinnen werde ich sicherlich in den nächsten Tagen noch einmal einen gesonderten Artikel schreiben, im Moment nur so viel: Es war wunderbar. Viel gelernt oder bestätigt gefunden, viele tolle Gespräche geführt und neue Kreativität und neue Ideen geschöpft oder von anderen abgelauscht (sorry, Anke Gasch, Chefredakteurin der Federwelt, @DieFederwelt, falls ich mich tatsächlich über die Geschichte mit Oma Agnes hermachen sollte; vielleicht macht ihr mit der Federwelt einen Schreibwetttbewerb mit einer Anthologie der schönsten Umsetzungen draus? :). Und lecker Süppchen, Kaffee, Kuchen und Kaltgetränke gab’s auch noch.
Ach, was darf ich mich doch so glücklich schätzen, dort und bei den Lesungen mit den wunderbaren Schriftstellerkolleginnen Ricarda (@schreibsuechtiQ), Wiebke (@Gedankenwaelder), Toni (@little_edition), Jana (@ISternchenI), Julia (@JuliaInNathen), Zippi (@JZipperling), Kia (@KiaKahawa), Ivy (@schreiberin_ivy), BlueSiren (@blues1ren), Magret (@magretkind) und vielen mehr zusammengetroffen zu sein, die im wirklichen Leben mindestens genauso nett, herzlich und einnehmend sind wie ich sie auf Twitter kennengelernt habe (jaaa, okay, mir ist auch schon aufgefallen, dass das ausschließlich Frauen sind; kann ich doch nichts für, wenn die so dufte sind :).
Ja, und dann ist plötzlich wieder alles vorbei. Tränchen werden zerdrückt, virtuell in der Timeline und auch ganz real. Denn man fühlt sich merkwürdig leer, wenn plötzlich hinter einem liegt, worauf man sich wochenlang gefreut hat und was dann auch genau so zauberhaft war, wie man es sich gewünscht hat. Mir ging es gestern Abend so, als ich von der Autorenrunde kam, am Hauptbahnhof aus einer quälend vollen Tram gespuckt wurde, mich erst mal aus dem Gewühl befreien musste und dann ganz plötzlich irgendwo mutterseelenallein und verloren auf einem windgepeitschen eisigen Platz stand und mich fragte, was ich nun tun sollte. Am liebsten wäre ich wieder zurückgefahren, aber das wäre keine Lösung gewesen, denn alle anderen waren fort.
Nachdem ich eine Viertelstunde ziellos und verfroren durch die Gassen gegangen war – obwohl Samstagabend, waren bei Schnellfall und schneidendem Wind nur wenig Menschen unterwegs – kehrte ich in einen Irish Pub ein, wo ich etwas erlebte, das mich aus dem Loch wieder herausholte und meine Rettung vor dem Messeblues war. Der Pub war rappelvoll, gestern war St. Patrick’s Day, und ich hatte nach dem zweiten Pint Guinness bereits bezahlt, als mich eine junge Frau vom Nachbartisch ansprach. Sie hatte meinen Button mit der Aufschrift „Lassen Sie mich durch – ich bin Autor“ gesehen, den ich noch trug, und wollte von mir wissen, was ich als Autor so tue und wie man es anstellt, ein Buch zu schreiben. Wir unterhielten uns zwanzig Minuten angeregt bei brüllend lauter Live-Musik über die Welt der Bücher und mein Abend war gerettet.
Was zeigt uns das? Auch wenn man jetzt erst mal loslassen muss und es weh tut, tolle Büchermenschen trifft man überall! Jetzt kann ich mich auf mein behagliches Zuhause, einen schönen Kaffee oder eine dampfende Tasse heißen Kakao freuen. Und aufs Schreiben! Und auf euch in der Timeline! Und spätestens nächstes Jahr sehen wir uns alle wieder!
Love
Schreiberlein
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